Ich erkläre dir in diesem Artikel warum Fachbücher dir tatsächlich schaden können. Du erfährst wie du wirklich gute Fachbücher findest und wie du die daraus gewonnenen Erkenntnisse umsetzt. Denn darum geht es doch, oder nicht?

Ich habe schon immer sehr viel gelesen. Früher als kleiner Junge bin ich durch Bücher in Fantasiewelten eingetaucht. Heute lese ich, um neue Impulse zu bekommen und auf dem Laufenden zu bleiben. Möglichst umfängliches, aktuelle Wissen zu Managementthemen sind für mich besonders relevant. Und ich bin überzeugt davon, dass auch Manager massiv von guten Büchern profitieren könnten. Tun sie aber leider nicht. Zumindest wenn es um Fachbücher für Manager und Führungskräfte geht
Managern, die sich damit brüsten 100 Bücher im Jahr zu lesen, rufe ich laut zu „lies lieber nur ein einziges Buch, dafür aber richtig!“
6 Gründe warum Manager nicht umsetzen, was sie aus Büchern lernen könnten:
Sie lesen schlechte Bücher
Sie lesen ein gutes Buch, aber zum falschen Thema
Sie lesen ein gutes Buch, aber zum falschen Zeitpunkt
Sie lesen ein gutes Buch, aber für eine andere Zielgruppe
Sie lesen ein gutes Buch, ziehen aber keine Erkenntnisse daraus.
Sie lesen ein gutes Buch, setzen die Erkenntnisse aber nicht um.
Gehen wir das mal der Reihe nach durch.
Manager lesen schlechte Bücher
Wann ist ein Buch eigentlich schlecht?
Am Titel kannst du das leider nicht erkennen. Meistens versprechen die Titel mehr als das Buch halten kann. Bücher wollen genauso vermarktet werden, wie andere Waren auch. Allerdings wird wohl selten beim Nutzenversprechen so übertrieben wie hier.
Ob ein Fachbuch wirklich gut ist, hängt also vom späteren Nutzen ab, und inwieweit die Empfehlungen anwendbar und umsetzbar sind.
Um das möglichst vor dem Kauf einschätzen zu können, solltest du Rezessionen lesen. Wenn ich mir einen Toaster kaufen möchte, reicht vielleicht ein Blick auf die allgemeine Sternebewertung. Bei einem Fachbuch rate ich dazu, sich die Mühe zu machen ein paar Rezessionen wirklich bewusst zu lesen. Ich lese meistens quer durch die Sterne-Bewertungen. Die 1-Sterne-Bewertungen sind oft die gefrusteten Käufer, die nicht differenzieren. (Wird das Paket bei Regen vor die Tür gelegt, gibt es die Abstrafung in Form einer miesen Bewertung.) Die 5Sterne-Bewertungen wurden oft von euphorischen Lesern geschrieben, die nur allgemein schwärmen. Aussagen wie „tolles Buch“ könnte man sich sparen. Suche nach tiefgängiger Kritik von Lesern, die sich die Mühe gemacht haben, ihre Bewertungen genau zu erläutern.
Das ist gut investierte Zeit, die zumindest die Wahrscheinlichkeit stark reduziert ein schlechtes Buch zu kaufen. Nochmal zur Erinnerung: Ein Fachbuch ist dann gut, wenn die Empfehlungen anwendbar und umsetzbar sind und dir dadurch einen Nutzen bringen.
Es geht also nicht darum, hochwertigen Inhalt zu finden, sondern nützlichen Inhalt zu finden.
Dazu ein Beispiel:
Stell dir vor du gehst in den Supermarkt, um etwas zu besorgen. Und stell dir weiter vor, der Supermarkt führt nur hochwertige Artikel in hervorragender Qualität. Am Ende deines Einkaufs liegen einige wenige Artikel auf dem Kassenband. Niemals würdest du auf die Idee kommen alle Artikel auf das Kassenband zu legen, die der Supermarkt in seinem Sortiment führt.
Stattdessen hast du die Artikel herausgesucht, mit denen du etwas anfangen kannst und die dir nützlich erscheinen.
Mit Fachbüchern ist es ähnlich. Wenn ein Fachbuch wirklich gut ist, nimmst du einige, wenige Dinge mit, die du umsetzen kannst. Manchmal sind es mehr, manchmal weniger. Ich habe schon Fachbücher gelesen, aus denen ich nur eine einzige wertvolle Sache gezogen habe.
Bitte suche daher in Büchern gezielt nach den Dingen, die relevant und wertvoll für dich sind.
2./3. Manager lesen ein gutes Buch, aber zum falschen Thema oder zum falschen Zeitpunkt

„Christoph, ich habe ein tolles Buch gelesen, das MUSST du auch lesen!“ Sehr oft bekomme ich derartige Empfehlungen. Unabhängig davon, ob ich das empfohlene Buch kenne, habe ich mir angewöhnt mit drei Gegenfragen zu antworten.
Die erste Frage lautet: „Warum hast du ausgerechnet dieses Buch gelesen?“
Stelle dir diese Frage unbedingt. Du solltest dir als Unternehmer sehr klar darüber sein, wo du mit deinem Unternehmen aktuell stehst.
Finde unbedingt die Themen die für dich und die Firma zum jetzigen Zeitpunkt richtig und wichtig sind. Finde deine Fokus-Themen und wähle dazu die passende Lektüre aus.
Und hier sind wir nun auch an der Stelle, an der ausgerechnet gute Fachbücher dir schaden können. Angenommen du liest ein Fachbuch und es ist schlecht, oder die Ratschläge darin sind für dich nicht anwendbar. Dann ist das zwar schade um die Zeit, aber es ist ja nichts passiert, denn du leitest keine Handlungen ab. Du legst das Buch beiseite und ärgerst dich vielleicht über die verschwendete Zeit und das Geld.
Angenommen du liest jedoch ein richtig gutes Buch, voller wertvoller Erkenntnisse. Dann jedoch lauert die Gefahr immer dann, wenn das Thema nicht zu deinen Fokus-Themen passt.
Stell dir folgende Situation vor:
Ein Bekannter erzählt dir begeistert von einem Buch über Mitarbeitermotivation. Du bist neugierig und kaufst dir das Buch. Mitarbeitermotivation ist schließlich immer ein Thema. Du liest das Buch und es fasziniert dich. Du bist begeistert von den neuen Ansätzen und beschließt einige Dinge daraus bei dir im Unternehmen gleich umzusetzen. Das Thema ist bei dir nun im Fokus. Daraus ergeben sich Maßnahmen. Maßnahmen bedeuten Zeit, Geld, Mühe und Nerven zu investieren um die Dinge umzusetzen.
Nehmen wir an, das Buch ist wirklich wertvoll und die Umsetzung der Ideen wurde bei dir im Unternehmen gut gemacht, würde es die Motivation deiner Mitarbeiter vielleicht steigern.
Drehen wir nun die Zeit zurück bis zu dem Zeitpunkt, an dem dein Bekannter dir das Buch empfohlen hat. Angenommen er hätte dir nicht von einem Buch über Mitarbeitermotivation erzählt, sondern ebenso begeistert von einem Buch über Profitabilität. Wieder bist du neugierig und kaufst dir das Buch. Profitabilität ist schließlich immer ein Thema. Du liest das Buch und es fasziniert dich. Du bist begeistert von den neuen Ansätzen und beschließt einige Dinge daraus bei dir im Unternehmen umzusetzen. Das Thema ist bei dir nun im Fokus. Daraus ergeben sich Maßnahmen. Maßnahmen bedeuten wieder Zeit, Geld, Mühe und Nerven zu investieren, um die Dinge umzusetzen.
Vielleicht entwickelst du deine Produkte und Dienstleistungen weiter, um höhere Preise zu verlangen, oder du gehst methodisch durch deine Kostenstruktur, um Positionen zu finden, die du reduzieren kannst. Wie wäre es zum Beispiel mit den Personalkosten? (oft der höchste Posten im Unternehmen)
Alles schön und gut und richtig. Und nehmen wir an es wurde gut gemacht, wird es die Profitabilität deiner Firma vielleicht steigern.
Aber wie du schon selbst erkannt hast, die Maßnahmen, die du für die Mitarbeitermotivation getroffen hättest, entsprechen im extremsten Fall genau dem Gegenteil von jenen Maßnahmen, die du zur Steigerung deiner Profitabilität getroffen hättest.
Strategisch wichtige Entscheidungen mit weitreichenden Auswirkungen für die Zukunft deiner Firma hättest du alleine aufgrund einer wirklich guten Buchempfehlung getroffen.
Manager lesen ein gutes Buch, aber gehören nicht zur Zielgruppe
Angenommen du möchtest die Bekanntheit deines Unternehmens erhöhen. Dafür suchst du nun Impulse. Immer wieder wird dir ein Buch zum Thema Onlinemarketing empfohlen. Die Rezessionen sind gut, es wurde vielfach verkauft und der Titel macht Neugierig. Du Kaufst das Buch.
Auch der Marketingchef eines großen Konzerns sucht neue Ansätze für seine Onlinestrategie und ein Freiberufler ist ebenfalls an dem Thema interessiert. Es wird für jeden der drei Zielgruppen geeignete Lektüre geben und ich bin sicher, dass sich am Ende jeder der drei für ein anderes Buch entscheidet. Vorausgesetzt sie haben sich alle drei vor dem Kauf ausreichend erkundigt.
Greifst du zum falschen Buch, besteht die Gefahr, dass all die guten Ansätze nicht umsetzbar sind, oder schlimmer, sie sind umsetzbar, aber es gäbe passendere Ansätze für dich. Schau also auch für welche Zielgruppe die Bücher geschrieben wurden. Oft werden bereits in der Beschreibung entsprechende Hinweise gegeben an wen das Buch adressiert.
Manager lesen ein gutes Buch, ziehen aber keine Erkenntnisse daraus.
Du erinnerst dich an meine Gegenfragen bei Buchempfehlungen. Die erste Frage lautete Warum hast du dich ausgerechnet für dieses Buch entschieden? Die vertiefenden Fragen lauten:
Was sind deine Erkenntnisse aus diesem Buch und was machst du jetzt mit diesen Erkenntnissen – ich meine konkret?
Und das ist nun wirklich tragisch, denn in den allermeisten Fällen bekomme ich an dieser Stelle keine guten Antworten, sondern oft nur allgemeine Aussagen oder wenig konkretes Blabla.
Daher rate ich dir nach jedem Kapitel das Buch zunächst kurz beiseite zu legen und dir diese Fragen zu stellen:
Welche Erkenntnisse habe ich aus diesem Kapitel gewonnen, welche Dinge waren wichtig, relevant und wertvoll für mich?
Notiere dir die Antworten. Ich nutze dafür kleine Zettel, die im Buch verbleiben. Highlights markiere ich direkt im Buch mit Textmarkern und Seiten, die ich schnell wiederfinden möchte, werden mit post-ist beklebt.

Für mich ist ein gutes Fachbuch ein Arbeitsdokument, welches ich immer wieder zur Hand nehme, um damit zu arbeiten. Ich rate dir gute Bücher mehrmals zu lesen. Du wirst deine Highlights vertiefen und sogar Dinge entdecken, die du beim ersten Mal nicht bewusst wahrgenommen hast.
Und bitte sauge dir nichts aus den Fingern. Wenn es keine wertvollen Erkenntnisse gibt, dann gibt es eben keine. Dann nimmst du dir das nächste Kapitel vor.
Deine Notizen solltest du dir am Ende des Buches vornehmen, um den zweiten Teil der Frage zu beantworten:
Was machst du jetzt mit diesen Erkenntnissen – ich meine konkret?
Und auch hier rate ich dir wieder zu Papier und Stift. Schreibe möglichst konkret auf, welche Maßnahmen du nun ableiten möchtest, um die gewonnenen Erkenntnisse auch sinnvoll umzusetzen. Damit sind wir beim letzten Punkt:
Manager lesen ein gutes Buch, setzen die Erkenntnisse aber nicht um.
Wie oft bist du schon begeistert und hoch motiviert von einem Seminar nach Hause gefahren und hast dich über all die wertvollen Erkenntnisse gefreut. Doch kaum zurück im Alltag verblassen die Erinnerungen und die anfängliche Euphorie verpufft.
Gleiches gilt auch für Fachbücher, wenn du die herausgearbeiteten Maßnahmen nicht umgehend angehst. Die Umsetzung von Maßnahmen ist ein eigenes Thema und würde den Rahmen hier sprengen. Aber ich denke, du weiß was ich meine.
Das Vermeiden der oben genannten 6 Fehler ergibt die unglaubliche Möglichkeit aus all den guten Fachbüchern auch tatsächlich handfeste Nutzen für dich zu generieren:
Du liest ein gutes Buch, zu einem Thema, das aktuell für dich relevant ist und das dich wirklich weiterbringen kann. Das Buch wurde für Personen wie dich geschrieben. Daher ziehst du einige Erkenntnisse und schaffst es Dinge konkret abzuleiten und umzusetzen.
Übrigens, genauso verhält es sich auch mit anderen Quellen wie Bücher, Newsletter, Seminare, Podcasts, Webinare, Zeitschriften, Zeitungen, Newslettern, Blogs...
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